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Zeitenwäscherin, Gedichte - Achim Wannicke

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Ein entwordener Vater

Meine Worte stehen
zögernd um mich rum
dennoch will ich sprechen
ich vermisse dich
mit Haut, Haar
und quietschfideler Stimme
wie die wohl klänge.
In Richtung aller Augenblicke
Schatten mit sich schleifend
beugt sich langsam, so langsam es geht
mein Herz in die größte Zartheit
die ich überhaupt nur kann.
Seit es dich gab, Kind
beruhige ich mich mit Schuld
tut der Verstand
Verniedlichungsarbeit am Gefühl.
Ich ließ dich aus meinem Willen fallen
mit dir zu leben und zu wachsen.
Die weichste aller Höhlen
war noch nicht fertig mit dir
da musstest du schon tauschen
Form und Gestalt mit dem Morgen
ohne dich.
Und die letzte starke Woge
öffnete keinen großen blauen Raum
durch den dein Seelensegel gleiten wird
ein kleines Zittern, dann nahm dich
– und wenn ich niemals bete dann dafür –
die große Mutter liebevoll zurück.
Sachte, sachte
wanderte dein Rest in den Mülleimer
der Klinik mit den Worten
“das machen wir schon“.
Ich kann dich fühlen
mit deinem Wesen streifst du mich
manchmal in stiller Ekstase.
Du hast Platz gemacht aus reiner Liebe
in einem Abschied, der nicht zu berühren war
in jenem warmen Dunkel
das nicht hielt, was es versprach.
Seither sammle ich die Tage
bis ich dahin komme
wo du schon bist.

Alpha Wölfin


Es ist soweit
meine Wölfin verlässt die Spur vor mir
schnürt ab ohne die schmalen Augen
noch ein letztes Mal zu wenden.
Da wird das Herz in mir ganz laut
der Pfad ist leer
und ich soll nicht mehr hinterdrein
der Weg ist frei ich soll allein.
Und alle Muskeln angespannt
den eigenen Atem als das heftigste Geräusch
für einen Augenblick
halt ich mich an
Sonnenenergie durchrast mich
denn ich bin ein Mann.
Und ich fühle diese große Angst in mir
dass ich nicht wiederkomme
nicht mehr wiederkommen kann.
Da wird der Mond in mir ganz laut
denn meine Ohren rauschen
meine Ohren hart am Mond.
Und alle Muskeln angespannt
denn ich soll nicht mehr hinterdrein
ich soll allein.
Durch meine Augen geht die Tiefe
und ihr Blau
denn meine Augen sind gezeichnet
durch die Tiefe durch ihr Blau
scheint ihre Wunde.
Und die Bläue ist ihr Zeichen ist die Tiefe
denn ich soll zu Grunde.
Durch mich jagt gierig eine Bildermeute
in wild entschlossener Gedächtniswut
doch flieht die Furcht und ist mir gut.
Ich sterbe mit Gesicht nach innen
erinnere mein Sterben
und ich fürcht mich nicht
denn mein Sterben ist Gesicht.
Wünsche reißen meine Sinne
denn ich will nicht einsam sein.
Doch ich falle auseinander
alle Muskeln angespannt
und ich sollte bei mir sein
denn ich bin allein.
Dein fürsorgliches Rudel
sein wilder Schutz die stille Kraft
zärtlicher Clan mit scharfen Zähnen
der wärmen konnte wenn ich fror.
Und ich spür was ich verlor
denn ich war erkannt
und nicht weggerannt
alle Muskeln angespannt.
Götter stieben auseinander
um ihrem Schaden Herr zu werden.
In mir flucht es singt es tanzt es
mein Körper haust im Leben
betet lästert zweifelt
denn ich hab mich hingegeben
an diesen alten Schmerz:
es kommt niemals nach Haus mein Herz.
Und ich will in Augenblicken wohnen
denn ich sah wie unsere Kinder schliefen.
Und ich weiß ich werde hegen schonen
darf nun nicht mehr hinterdrein
ich muss allein
denn ich soll prüfen.
Und ich werde prüfen.
Dann nehm ich mir das Recht zu wählen
und ich brauche Mut dazu
denn die Ahnen werden zählen
Jahreszeiten Sterne auch die Träume
und immer wieder DU.