Thesen zu (m)einer POETIK

 

"Die Distanzierungsgesten der nachkriegsdeutschen Literatur mit ihrer Ernüchterungsfolklore (systematisches Abstandnehmen durch Bruch, Ironie und rationalen Opportunismus) wurde uns durch verschiedene Denkmoden hindurch als "kritisches Theoriedesign" eingeredet. Es war aber überwiegend eine melancholische Verliererromantik - eine chronisch kognitive Lebensweltverengung - und ist wie eine überstandene Krankheit abzulegen."

 

"Pessimismus und Ironie interessieren mich literarisch nicht; was mich neugierig macht, sind sprachliche Figuren des Zugehörens, Affinitäten und Differenzen einer Befähigung zu gegenseitiger Verbundenheit."

 

 " Die aktuelle deutsche Lyrik ist Beihilfe zur Partizipationsschwäche; die Tugend der Leidenschaftslosigkeit in Gedichten ist abzulösen durch ko-intensive Formen von Poesie."

 

" Ein Dichter muss sich zu dieser Zeit darauf verstehen diesseits und jenseits des Verdachts auf Irrationalität zu operieren, durch qualifizierende Erweiterung von Könnensgrenzen einer Sprache für das gefährdete Leben."

 

"Die allzu lange außer Gebrauch geratene Kunst der Bejahung ist wieder zu erlangen und in Gedichten in Kraft zu setzen; Poesie ist dabei eine durch lebensweltbezogene Ausübung erworbene Befähigung zum Sichern einer Kompetenz für das Unwahrscheinliche; gleichrangig neben den akademischen Wissenscontainern."